Das Gendern ist ein spezifisch deutsches Problem und polarisiert die Gemüter. Und es ist nachvollziehbar, dass Frauen das Gendern häufiger einsetzen. Selbst in Verlagen, Fernsehsendern und Behörden führt das Gendern zu Streit, Problemen und Diskussionen. Doch wie verhält sich eigentlich Google dazu? Die Ergebnisse sind frappierend: Wer gendert, hat schlechte Karten, gefunden zu werden. Ist Google also frauenfeindlich?
Es gibt im Netz bereits einige Artikel zu dem Thema, diese sind aber nicht immer hilfreich und teilweise auch fehlerhaft. Schließlich bräuchte man Belege, um konkrete Aussagen machen zu können. Daher wurden das Problem systematisch analysiert.
Die Erkenntnisse zuerst
Wer auf Websites gezielt feminine Wortformen einsetzt, kann Nachteile haben, oder spricht gezielt eine spezielle Zielgruppe an. Das muss kein Nachteil sein, wenn man bestimmte Dinge beachtet. Was User Generated Rankings sind, erklärt dieser Artikel auch und was das für Konsequenzen hat.
Wer auf das Gendern ganz verzichtet, wird nach den Ergebnissen bezüglich der Rankings in den Suchmaschinen einen Vorteil haben. Wer gendergerecht schreiben will, sollte möglichst beide Formen getrennt nutzen („Journalisten und Journalistinnen“). Der Einsatz von Gendersternchen („Journalist*innen) oder Doppelpunkt („Journalist:innen“) ist vermutlich für längere Zeit von Nachteil. Das Binnen-I („JournalistIn“) hat meistens keine Auswirkung, es hängt aber davon ab, ob Google die Pluralform als solche erkennt (was nicht immer der Fall ist).
In der Google Suche dominiert das generische Maskulinum („Journalisten“), das generische Femininum wird kaum gesucht („Journalistinnen“), in den meisten Fällen gar nicht. In der deutschen Sprache ist die Pluralform fast immer maskulin, daher „generisches Maskulinum“. Möglicherweise ändert sich dieses Verhalten über die Zeit, gendern ist aber primär ein Thema der Schrift, und nicht der Suche, was für die Google Algorithmen ein Problem ist.
Auf Websites gendern vermehrt Frauen oder es passiert auf Seiten, bei denen Verlage, Unternehmen und Behörden entsprechende Regeln definiert haben. In der Wirtschaft wird das Gendern vor allem von Frauen vorangetrieben, was letztlich dazu führt, dass diese Seiten schlechter gefunden werden. Indirekt ist Google also frauenfeindlich, vielleicht ungewollt, aber reproduzierbar.
Man muss stark differenzieren zwischen dem, was geschrieben wird, und was gesucht wird. Weibliche Formen von Wörtern werden selten gesucht, gegenderte Formen mit * und : gar nicht, zumindest wenn man den Daten von Google glauben schenkt. Das Binnen-I (StudentIn) ist letztlich nur eine minimale Änderung eines Buchstabens, was Google ignoriert. Dennoch kann das in einzelnen Fällen Probleme bereiten.
Nicht zuletzt hat das Ganze auch Auswirkungen auf Google Ads, also SEA Maßnahmen. Um es im Detail zu verstehen, muss man sich aber etwas intensiver mit der Sprache befassen.
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Gendern ist auch deswegen umstritten, weil der Einsatz eine Aussage erheblich beeinflussen kann. Das ZDF bekam das mit einem Shitstorm zu spüren, als man über die Islamist*innen berichtete. Dass die Taliban Frauen verachtet ist bekannt. Dass tatsächlich Islamistinnen unter den Taliban sind, kann man wohl sicher ausschließen, da Frauen mit Waffen bisher nicht bei der Taliban gesichtet wurden.
Quelle: ZDFheute auf Instagram
Die Lösung
Grundsätzlich gibt es folgende Lösungswege:
1) Verzichten Sie auf Gender-Schreibweisen ganz
2) Nennen Sie beide Varianten explizit: Die Studenten und Studentinnen
3) Nutzen Sie für das * oder : eine Grafik: Studentinnen
4) Nutzen Sie das Binnen-I, wenn Google eindeutig Plural und Singular erkennt (StudentIn bzw. StudentInnen)
5) Bei Wörtern, die beim Gendern den Wortstamm nicht enthalten (z.B. bei Kund*innen ist das Wort Kunde nicht enthalten) funktioniert nur die Variante 2)
Zur Lösung 2:
Dies kann nachteilig sein, da Sie damit sogenanntes Keyword-Stuffing betreiben. Wenn Sie das konsequent immer machen, wird die Keyword-Dichte deutlich ansteigen. Der Anteil dieser Suchbegriffe im Text steigt deutlich, was dann gemäß den Google-Algorithmen nicht mehr als natürlich-sprachlich angesehen wird. Dies kann sich legen, wenn die Schreibweise zunehmend eingesetzt wird. Man sollte dennoch beachten, das nicht im Übermaß einzusetzen.
Zur Lösung 3:
Sie müssen sicherstellen, dass die Grafik dann inline angezeigt wird, und nicht als Block-Element, sonst haben Sie beim Bild davor und danach immer einen Zeilenumbruch. Hier in diesem Blogartikel musste auch beim Bild der Zusatz style=“display:inline“ hinzugefügt werden. Das ist mit den Designern oder Webagentur zu klären. Sie können obiges Sternchen als Grafik hier herunterladen, wenn Sie es auf Ihrer Website einsetzen wollen.
Bitte Beachten Sie: Das Sternchen muss farblich zum Text passen und bei responsiven Seiten ist der Font je nach Bildschirmbreite unterschiedlich groß. Sie müssen also testen, ob das Bild dann stets passend aussieht. Die Algorithmen sehen Bilder innerhalb eines Textes als „Trennelement“, daher wird aus Student*innen dann „Student innen“. Prinzipiell kann das die Bedeutung verändern. Es sollte aber aus Sicht von SEO kein Problem darstellen und Leser werden damit kein Problem haben.
Sie müssen nur darauf achten, dass der Abstand zum Sternchen im Wort so aussieht, als wäre das Sternchen tatsächlich ein Textelement. Vorsicht beim Zeilenumbruch: Die Gender-Trenner * und : werden von den Browsern nicht als Punkt für einen Zeilenumbruch angesehen. Ersetzt man das durch ein Bild, dann schon. Wer das nicht möchte, kann dem entgegensteuern per CSS.
Man konnte damit Suchmaschinen schon immer austricksen. E-Mail-Adressen ließen sich damit beispielsweise vor Crawlern verbergen, um weniger Spam zu erzeugen, in dem man die E-Mail Adressen als Bild eingebunden hat.
Zur Lösung 4:
Das Keyword-Stemming bezeichnet die Fähigkeit, einen Begriff auf seine Stammform zurückzuführen. Dass Studentin und Student der gleiche Wortstamm ist, erscheint heute selbstverständlich. Doch Suchmaschinen taten sich lange sehr schwer damit, vor allem bei der deutschen Sprache. Die Regeln für die Pluralbildung können je nach Sprache sehr komplex sein. Ob aber Google auch Studentinnen auf die Stammform zurückführen kann, hängt vom Wort ab. In diesem Artikel werden noch Beispiele gezeigt, dass Google auch heute bei bestimmten Wörtern Singular und Plural für zwei verschiedene Bedeutungen hält. Daher wird das Binnen-I nicht immer funktionieren. Im folgenden ersten Beispiel „Podcasterinnen“ zeigt sich, dass Google diesen Begriff nicht als Variante des Wortstamms „Podcaster“ versteht. Für eingedeutschte Anglizismen ist das ein grundsätzliches Problem, da die Pluralbildung völlig anders geschieht, als im englischen Sprachraum.
Zur Lösung 5:
Die deutsche Sprache hat leider so viele Besonderheiten (weitere werden Sie noch kennenlernen), dass bei manchen Wörtern durch das Gendern die Grundform des Wortes „verstümmelt“ oder gekürzt wird wie bei Kund*innen. Selbst wenn das Sternchen als Bild eingebunden ist, versteht ein Algorithmus „Kund innen“ nicht. Hier sollte man auf Kunden und Kundinnen zurückgreifen, oder die Alternative „Kundschaft“ verwenden, wenn das im Kontext geht.
Bei zusammengesetzten Wörtern wird auch jeder Algorithmus scheitern wie bei Mitarbeitergespräch. Wer sich hier mit Mitarbeiter*Innengespräch versucht, wird den Algorithmus mit „Mitarbeiter Innengespräch“ füttern, wenn man das * durch ein Bild ersetzt. Wer Dienstleistungen rund im Mitarbeitergespräche anbietet, wird sich durch das Gendern in den Suchmaschine wohl ganz weit nach unten kegeln. Vielleicht ein extremes Beispiel, aber es sollten ja auch alle Aspekte der Probleme aufgezeigt werden.
In diesem Artikel werden auch einige Vorgänge der Suchmaschinen aufgezeigt, um das ursächliche Problem zu verstehen. Sie werden dabei unabhängig vom Gendern einiges über Suchmaschinen und Ihre Funktionsweise lernen. Das Thema SEO und vor allem die Verwendung von Suchbegriffen und die Recherche wird beleuchtet. Und etwas Linguistik ist ebenfalls notwendig, aber bestimmt auch lehrreich.
Ein Beispiel zeigt das Problem
Zunächst ein anschauliches Beispiel, um das Problem zu verdeutlichen. Bei der Suche nach „podcasterinnen“ erhält man in Google folgendes Suchergebnis: Google findet etwa 58.400 Treffer.
Ein paar weitere Zahlen:
„podcasterinnen“: 58.400 Treffer
„podcaster“: ca. 2 Mio Treffer (deutschsprachige Ergebnisse)
„podcasterin“: ca. 100.000 Treffer
„podcaster*innen“: 300.000 Treffer
„podcaster:innen“: 6.000 Treffer
Man sieht: Die Variante podcaster*innen ist relativ weit verbreitet, sogar deutlich stärker verbreitet als podcasterinnen. Hier schreiben Frauen, die verstärkt gendergerecht schreiben.
Hinweis: Die Suchanfragen wurden stets in Anführungszeichen gesetzt, denn das bedeutet, dass der Begriff auch tatsächlich genau so in der Webseite enthalten sein muss. Google listet alle Suchoperatoren hier auf.
Sucht man aber nach podcaster (ohne Anführungszeichen) oder podcasterin (also das normale, übliche Suchverhalten) erhält man in den ersten 100 Suchergebnissen keinen Treffer, der nur die Schreibweise podcaster*innen enthält! Sucht man nach podcasterinnen, findet man einzelne Treffer auf den hinteren Plätzen. Wer gefunden werden will, muss offensichtlich im Text auch die nicht gendergerechte Schreibweise einsetzen. Für die Analyse wurden stets anonymisierte Suchanfragen verwendet.
Bei der Suche nach podcaster*innen weist Google sehr offen darauf hin, dass Google das als falsche Schreibweise ansieht:
Die Website podcasterinnen.org geht Kompromisse ein: Sie spricht gezielt Podcasterinnen an, verwendet den Doppelpunkt zum gendern aber nur einmal im Text (gelb markiert, siehe Bild) und setzt sonst auf die normale weibliche Form (grün hinterlegt). Das generische Maskulinum, sprich Podcaster meidet die Website aber. Würde die Website immer konsequent podcaster:innen verwenden, wäre das schlecht für die Platzierungen.
Im Rahmen dieser Analyse wurden verschiedene Begriffe getestet, aber die Ergebnisse sind weitestgehend immer gleich. Wenn Sie andere Ergebnisse bekommen oder diese bei bestimmten Begriffen abweichen, können Sie das gerne weiter unten kommentieren.
Warum sind die Ergebnisse so wie sie sind?
Eine Ursache ist, dass zwar gegendert geschrieben, aber nicht gesucht wird. Es werden aber nicht nur die Gender-Schreibweisen mit * oder : nicht gesucht, sondern das generische Femininum nicht. Sprich kaum jemand sucht nach podcasterinnen. Wenn, dann wird nur nach podcasterin oder vor allem podcaster gesucht. Ausnahme: Bei diesem Wort ist die Pluralvariante auch „podcaster“, also das generische Maskulinum (der Podcaster, die Podcaster). Und das ist ja das, was die Ursache des Genderns ist. Um das aber besser zu verstehen, muss man etwas tiefer in die Sprachwissenschaft eintauchen, um die Algorithmen nachvollziehen zu können, die das verstehen sollen.
Google ist frauenfeindlich – bekannte Vorwürfe?
Seit ein paar Jahren gibt es schon Vorwürfe, Google wäre frauenfeindlich. Das bezieht sich wie der ganze Artikel nur auf das Thema SEO, in Teilen auch SEA, nicht auf das Verhalten der Akteure bei Google, sondern der Algorithmen. In Artikeln wie bei t3n, Basic Thinking und anderen wird gesagt, dass Websites von Frauen, die häufiger die weibliche Form verwenden (ich bin Friseurin statt ich bin Friseur) benachteiligt werden. Denn das generische Maskulinum überwiegt in der Sprache deutlich, was weibliche Formen benachteiligt. Doch ist das wirklich so?
Betrachtet man sich das Beispiel „Friseur“ gibt das Google Keyword-Tool folgende Suchvolumen aus:
Daran erkennt sehr deutlich: Plural und Singular kann Google erkennen und fasst die Suchvolumen zusammen, Ob man also nach Friseur oder Friseure sucht, spielt keine Rolle, man bekommt fast identische Ergebnisse. Zwischen weiblicher und männlicher Form hingegen gibt es deutliche Unterschiede. Warum? Google trainiert seine Algorithmen mit dem Suchverhalten. Wer also „weiblich“ sucht, klickt auch etwas andere Ergebnisse an. Das ist bei Beispielen wie Frauenärtzin sehr nachvollziehbar. Die Suchenden werden bevorzugt Ergebnisse von Frauenärztinnen anklicken, da sie offensichtlich keinen Frauenarzt, sondern eine Frauenärztin suchen.
Sucht man nach Friseur, erhält man kaum Ergebnisse mit Friseurin im Text. Sucht man nach Friseurin, erhält man hingegen viele. Wenn Google das Suchverhalten berücksichtigt, dann bedeutet das: Wer nach Friseurin sucht, sucht gezielt eine Frau. Wer nach Friseur sucht, sucht vermutlich nicht gezielt nach einem männlichen Friseur. Tatsächlich erscheinen bei der Suche Seiten, die Friseurin als Wort nutzen, eher selten. Ist das aber jetzt frauenfeindlich? Oder spiegelt es schlicht das Verhalten der Gesellschaft? Mit dem Wissen, dass der Großteil der als Friseur tätigen AngestelltInnen Frauen sind? Ist der Algorithmus nur die Wirkung einer gesellschaftlichen Ursache oder des Sprachgebrauchs? Das generische Maskulinum wurde jahrhundertelang genutzt, das verschwindet nicht in wenigen Jahren.
Dieser Artikel soll nicht über das Für und Wieder des Genderns urteilen. Klar ist, bei weiblichen Formen sollte man genau hinsehen. Wer auf Websites gezielt die weibliche Form verwendet, spricht eine besondere Zielgruppe an. Wer aber auch die auf die eigene Seite ziehen möchte, die nicht explizit nach der femininen Form suchen, muss wohl den Weg gehen, und die maskuline Form ebenfalls verwenden.
Übrigens: Die Suchergebnisse zu Friseuse sind fast ausschließlich nur Treffer zur Frage, ob Friseuse aus Sicht der Rechtschreibung genauso gut ist, wie Friseurin. Suchende interessiert also schlicht das. Sie suchen nicht nach einer Friseuse, um sich die Haare schneiden zu lassen. Die Suche nach Frauenärztin hingegen bringt überwiegend Ergebnisse mit Praxen, die eine Ärztin betreibt oder mit in der Praxis haben. Auffallend ist, dass es Ergebnisse gibt, die nur am Vornamen erkennen lassen, dass es eine Ärztin ist. Kann Google also Frauennamen und Männernamen unterscheiden? Nein, es liegt daran, dass Suchende nach Frauenärztin eben solche Treffer anklicken, die durch den Vornamen eine Ärztin erkennen lassen.
User Generated Rankings
Ganz grundsätzlich zeigen uns die Suchergebnisse bei häufiger gesuchten Begriffen, was die Nutzerintention ist. Diese kann auch differenziert sein, dann zeigt sich das auch in den Suchergebnissen. Wer eine Druckerei sucht , bekommt eine Mischung aus regionalen Druckereien und überregional tätigen Online-Druckereien. Wer also wissen will, ob ein Suchbegriff zur Zielgruppe passt, muss sich nur die Suchergebnisse dazu ansehen.
Damit kann man heute sagen: Die Google Suchergebnisse sind User Generated Rankings. Die Nutzer beeinflussen mit Ihrem Verhalten die Suchergebnisse. Das ist nicht neu, aber wichtig bei der Frage: Ist ein Suchbegriff relevant für meine Zielgruppe? Denn das gilt natürlich auch im Rahmen einer Recherche zum Thema Gendern.
Die Anzeigen in den Suchergebnissen sagen das nicht aus. Denn hier liegt es primär an der Fähigkeit der Personen, die die Anzeigen steuern, dass sie damit die Zielgruppe erreichen. Was nicht selten auch mal daneben geht.
Bei Suchanfragen mit sehr geringem Suchvolumen oder Suchbegriffen, die zum ersten Mal an Google gestellt werden (und das sind nicht wenige), hat Google damals den Algorithmus RankBrain ins Spiel gebracht. Bei der Frage des Genderns geht es aber fast immer um Begriffe, die nicht selten gesucht werden. Hier greifen also die üblichen Algorithmen von Google.
Wir beeinflussen also mit unserem Verhalten die Algorithmen und die Suchergebnisse. Da das generische Maskulinum viel häufiger oder fast nur gesucht wird, werden Websites, die die weibliche Form bevorzugt verwenden, benachteiligt. Doch beim Gendern wird es noch schlimmer.
Ein Blick hinter das generische Maskulinum
Sprachwissenschaftler weisen zurecht darauf hin, dass das generische Maskulinum eine Entwicklung des Sprachgebrauchs ist. Man muss klar differenzieren zwischen Genus (grammatisches Geschlecht) und Sexus (biologisches Geschlecht), beides hängt in der deutschen Sprache nur bedingt zusammen. Es gibt keine Regel dafür, so wie eine Rechtschreib- oder Grammatikregel. Beispiele:
Manche Begriffe haben gar keine weibliche Form. Bei sachbezogenen Begriffen kommt das häufig vor, es gibt das Problem aber auch bei personenbezogenen Formen wie:
der/die Behinderte, der/die Mensch, der Gast (die Gästin?)
Auch wenn Gästin im Duden steht, wirkt es irgendwie falsch. Es gibt aber bei personenbezogenen Begriffen manchmal einen korrekten Bezug wie der Vater, die Mutter, die Tante, der Onkel, aber es ist das Kind und vor allem das Mädchen. Warum das Mädchen neutral ist, kann niemand erklären. Denn es gibt dafür keine Erklärung, es ist schlicht eine Frage der Sprachnutzung, die sich über Jahrhunderte entwickelt hat.
So ist auch unklar, warum die Wurst weiblich und der Käse männlich ist (gemeint ist immer der Genus). Die Geisel ist weiblich, die Wache ebenso, das Opfer aber neutral.
Tatsächlich gibt es trotzdem Regeln:
Wörter, die auf -ing enden, sind immer männlich: der Liebling, der Flüchtling, der Findling, der Schmetterling. Es spielt also keine Rolle, ob es ein personenbezogenes Wort ist, oder nicht.
Wörter, die auf -kraft enden, sind immer weiblich: Hilfskraft, Arbeitskraft, Lehrkraft, Schubkraft.
Warum dieser Exkurs in die Sprachwissenschaft: Es soll aufzeigen, dass man dieses Problem nicht in einen Algorithmus gießen kann, selbst wenn man wollte. Die Pluralbildung ist im englischen einfach, da gibt es klare Regeln. Die deutsche Sprache hingegen hat viele Sonderfälle. Deswegen kann Google auch heute noch in einzelnen Fällen nicht verstehen, dass Wörter wie Brennofen und Brennöfen eigentlich das gleiche sind. Im Ergebnis bekommt man bei der Suche unterschiedliche Suchergebnisse und muss beim Schalten von Anzeigen oder bei der Nutzung von Suchbegriffen für eine Optimierung beide Varianten verwenden.
Die Suchergebnisse für Brennofen und Brennöfen haben sich über Jahre immer mehr angenähert, und erst seit 2020 versteht der Algorithmus, dass beides gleich ist, Auch das Keyword Tool zeigt für beide Begriffe das gleiche Suchvolumen. Bei Keramikofen sieht es noch anders aus:
Google kann nicht alle solchen Fällen in die Algorithmen manuell einbinden, sondern passt die Suchergebnisse durch das Nutzerverhalten an. Wenn keramikofen und keramiköfen dazu führen, dass auch mehr oder weniger die gleichen Suchergebnisse angeklickt werden, lernt der Algorithmus dazu. Betrachtet man als anderes Beispiel die beiden Begriffe „Automodelle“ und „Modellautos“, wird einem klar: Ja, das ist inhaltlich ein Unterschied. Modellautos sind definitiv kleine Kopien von Autos, während Automodelle das nicht ganz klar abgrenzt.
Schaut man sich die Suchergebnisse an:
Treffer ❶ ist eine Anzeige für Modellautos, Treffer ❷ ist ebenfalls auf Modellautos bezogen. Der Treffer ❸ geht zu ebay und listet überwiegend nur Modellautos und die ❹ Busch Automodelle sind ebenfalls Modellautos.
Spätestens jetzt wird klar: Google tut sich mit solchen Dingen schwer, ein Algorithmus kann über lange Zeit vom Suchverhalten lernen. Das kann aber dauern. Teilweise Jahre. Und offensichtlich suchen manche bei der Suche nach Automodelle eben nach Modellautos.
Im Fall Beefer war es so, dass im Google Keyword Tool zu „beefer“ das Suchvolumen zu „beef“ angezeigt wurde. „Beef“ ist eine Fachzeitschrift, und „Beefer“ ist ein Grill. Warum also macht Google das?
Es gibt eine einfache Sprachregel der Pluralbildung. Die meisten neutralen und einige männliche Wörter bilden den Plural durch Anhängen von -er. Aus Kind wird Kinder. Aus Beef wird Beefer. Es klingt logisch, ist aber bei Beef falsch. Es hat tatsächlich über 3 Jahre, nach dem es den Beefer am Markt gab, gedauert, bis Google verstanden hat, dass es sich um 2 völlig verschiedene Dinge handelt.
Mittlerweile listet Google also beide Begriffe getrennt im Keyword Tool auf, zeigt aber das gleiche Suchvolumen. Dabei ist das das Suchvolumen beider Begriffe zusammen. Sie werden auf Grund der Regel zur Pluralbildung addiert.
Das Beispiel Kind zeigt ebenfalls, dass Singular und Plural unterschiedliche Bedeutung haben können. Denn sucht man nach Kind, kommt zuerst der Hörgerätehersteller. Das erklärt, warum im Keyword Tool von Google für holzbrett und holzbretter auch das gleiche Suchvolumen ausgegeben wird, bei brett und bretter aber nicht. Schauen Sie sich die Suchergebnisse an, dann erkennen Sie den feinen Unterschied.
Nun ist der Unterschied zwischen Beef und Beefer ganz erheblich. Die Beispiele sollen nur klar machen: Die organischen Suchergebnisse zeigen heute sehr gut, was die Nutzer suchen. Die Komplexität ist aber enorm und für einen Algorithmus schwer zu verstehen.
Das Gendern wird der Algorithmus nicht verstehen
Zurück zum Gendern: Hier kommt noch ein gravierendes Problem dazu: Niemand verwendet zumindest Stand heute das Generische Femininum in der Suche, geschweige denn Gendersprache mit * oder : wie Podcaster*innen oder Podcaster:innen. Demnach kann Google auch nicht mit der Nutzung der Suche und der Suchergebnisse lernen, was die Nutzer denn genau suchen. Dies führt zwangsläufig dazu, dass Websites, die mit * oder : gendern, benachteiligt sind in den Suchergebnissen und schlechtere Platzierungen erzielen.
Hinzu kommt, dass es keine Regeln für die Gendersprache wie die Verwendung des* geben kann. Warum? Weil wie schon genannt das Generische Maskulinum keine Regel, sondern im Sprachgebrauch entstanden ist. Google könnte also gar keine Regel hinterlegen, weil es keine gibt.
Wieder ein paar Beispiele: Es heißt das Schiff (neutral), sobald ein Schiff einen Namen hat, ist es weiblich, also die Titanik, die Aida.
Für Wörter, die auf -kraft enden, ist die Mehrzahl immer weiblich: Die Lehrkraft, die Lehrkräfte. Die Schubkraft, die Schubkräfte.
Bedeutet es dann hier, dass bei „die Lehrkräfte“ explizit Männer nicht gemeint sind, oder sind diese inkludiert wie bei „die Lehrer“ bzw. exkludiert „die Lehrer“ alle weiblichen Lehrerinnen?
Die Schweiz ist eine wunderbare Gastgeberin. Ist das grammatikalisch falsch? Ja!
Nur 15% aller Manager*innen sind Frauen. Ist das Gendern in diesem Fall nicht eher verwirrend?
Übung macht die Meisterin. Die Kundin ist Königin.
Es geht hier nicht um die Frage, ob gendern gut oder schlecht ist. Es gibt sicherlich Argumente auf beiden Seiten, die Sinn machen. Es soll nur klargestellt werden, dass Google das Problem nicht über seine Algorithmen lösen können wird.
Im Magazin Websiteboosting in Ausgabe 69 sagt das Google Team konkret, dass Google über die bereits implementierten Algorithmen langfristig das Problem verstehen wird. Daran gibt es aber erhebliche Zweifel. Solange das Gendern eine Änderung des Sprachgebrauchs im Schreiben und manchmal auch im Sprechen ist, aber nicht beim Suchen verwendet wird, hat der Algorithmus sicherlich noch deutlich mehr Probleme, den Sprachgebrauch zu adaptieren.
Google könnte das Problem entschärfen, in dem es bei der Nutzung von * und : beim Gendern es wie beide Formen, männlich und weiblich, interpretiert. Sicherlich lässt sich so ein Algorithmus einbauen. Oder aber Google interpretiert das * oder : wie ein Trennelement, so wie es die Lösung mit dem Bild umsetzt. Es ist aber fraglich, ob das jemals passieren wird.
Deswegen: Sie können gendern, verwenden Sie aber möglichst eine der genannten Lösungen. Mit der Nutzung von * oder : handeln Sie sich sehr wahrscheinlich Nachteile ein. Nachdem nun eine Mehrheit der Nutzung der Schreibweise mit * oder : von Frauen verwendet wird, muss man leider sagen: Ja, in dem Sinne ist Google frauenfeindlich!
Auswirkungen auf Google Ads
Grundsätzlich hat das Thema auch Auswirkungen auf Google Ads. Die Relevanz der verwendeten Zielseiten spielt eine Rolle, beeinflusst den Qualitätsfaktor und wirkt sich damit auf die Platzierung aus. Die Nutzung von Gendersternchen oder Doppelpunkt wird sich vermutlich negativ auswirken. Ein konkreter Test war im Rahmen dieser Analyse nicht möglich. Aber es ist nachvollziehbar, dass der Algorithmus die Suchbegriffe im Inhalt der Seite nicht so finden kann, wie auf Seiten, die auf Gendersternchen und Doppelpunkt verzichten.
Erhebung der Daten
Für die Erhebung der Daten wurden 100 typische Wörter gendergerechter Sprache mit Gendersternchen, Gender-Doppelpunkt und Binnen-I untersucht. Andere Schreibweisen des Genderns wurden nicht untersucht. Einerseits häufig verwendete Wörter wie StudentInnen, JournalistInnen oder FrauenärztInnen. Andererseits auch noch junge Begriffe wie PodcasterInnen, als auch Begriffe, die in der Presse für Aufsehen sorgten wie IslamistInnen oder AudianerInnen.
Die Ergebnisse ähneln sich weitgehend. Sie alle geben den Rückschluss darauf, dass die Algorithmen bei der Verwendung dieser Schreibformen zu Nachteilen in den Suchergebnissen führen.
Checkliste
Eine Checkliste für den täglichen Gebrauch erhalten Sie gerne zusammen mit dem PDF zugesendet. Es fasst die wichtigsten Punkte aus dem Artikel zusammen und hilft bei der Frage, ob und wie man Gendern sollte.
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